Mittwoch, 23. Januar 2008

TUNNG - Bullets

Habe ich auf meinem lieblings radio sender Radio Nova entdeckt

TUNNG - Bullets

Montag, 7. Januar 2008

Frohes Neues

Der ehrwürtige Vater aller Flüsse, der Jangtskiang war wieder einmal über die Ufer getreten, so dass zu einer weiten, trostlosen Wasserfläche wurde, was zuvor blühendes Land gewesen. Schließlich gingen die Wasserfluten zurück^, und der Vater aller Flüsse nahm wieder mit seinem alten Bett vorlieb.
Es dauerte nicht lange, da streckte aus dem Schlamm des Ufers ein Regenwurm den Kopf hervor. Er reckte sich in die Höhe, sah um sich, sog die balsamische Luft ein, räkelte sich im Sonnenschein und war glücklich und froh über den schönen Tag. Denn während all der vergangen Wochen hatte er nichts gesehen, gerochen und gespürt als nassen Schlamm.
"Wie herrlich ist doch die Welt", sagte er laut vor sich hin. "Auf Regen folgt Sonnenschein. Bald werden die Reisfelder ringsum wieder grünen, und frohe Menschen werden ihrer Arbeit nachgehen. Die Vögel werden wieder singen, Nester bauen und darin ihre Jungen aufziehen. Mensch, Tier und Planze, alle werden sie fröhlich sein und die Güte und Weisheit der Schöpfung loben."
"He, he, he!" klang es da hinter dem Regenwurm, und als er sich erstaunt umblickte, sah er in der nächsten Nähe einen Regenwurm, der ihm aufs Haar glich und ebenfalls ein Stück aus dem feuchten Boden herausragte. Der war es gewesen der eben so höhnisch gelacht hatte.
"Auf Regen folgt Sonneschein, sagst du?" ließ sich dieser zweite Wurm vernehmen. "Ich frage dich: Was folgt auf Sonnenschein? Regen! Je heißer die Sonne jetzt scheint, je blauer der Himmel ist, dest rascher werden neue Dünst aufsteigen, desto furhtbarere Regengüsse bereiten sich für die Zukunft vor. Die törichten Menschen, die schon morgen darangehen werden, ihre verwüstetn Reisfelder im Schweiße ihres Angesichts von neuem zu bestellen, wie werden sie davonlaufen, wenn der große Vater aller Flüsse das nächste mal um so furchtbarer über die Ufer tritt. Und die Vögel, die jetzt so fröhlich singen und sich anschicken, von neuem Nester zu bauen und Junge großzuziehen, werden wieder Hunger leiden und ihre Jungen werden aus den Nestern fallen und von dem reißenden Wasser ersäuft werden. Mensch, Tier und Pflanze, sie alle werden wehklagen und die Grausamkeit und Sinnlosigkeit der Schöpfung verfluchen."
Der erste Regenwurm hatte diese Rede mit steigender Verwunderung und Missbilligung angehört.
"Wer bist du denn", sagte er jetzt, "dass du alles genau umgekehrt siehst wie ich,
dass du bereits kommendes Unglück beklagst, indes ich kaum des gegenwärtigen Glücks so recht froh geworden bin?"
"Wer ich bin?" lachte da sein Wiedersacher. "Niemand anderer als dein Schwanzende! Ich bin die zweite Hälfte deiner selbst! Erst du und ich zusammen, wir sind der Regenwurm."